„Rhöner
Bluat“-Historie
...für alle die´s interessiert
Die
Eigenheiten der Rhön und ihrer Einheimischen sind fast schon sprichwörtlich.
Oftmals einfach, rau und schroff, doch gleichzeitig bodenständig, fleißig
und herzlich.
Hier, in diesem idyllischen Mittelgebirge vulkanischen Ursprungs, ist ein
musikalisches Konzept entstanden, das ebenso vielgestaltig ist wie seine
Heimat selbst.
Eine Idee, die eigentlich auf der Hand lag und doch durch ihre Einzigartigkeit
besticht,
wie die Rhön selbst...
Um die Entstehung der Institution „Rhöner Bluat“ zu verstehen, ist ein kleiner Rückblick in die Vorgeschichte jener Band-Mitglieder erforderlich, die anno 1999 eine kleine Dorfkapelle aus der Taufe hoben, die noch von sich reden machen würde...
Alte Projekte
Der Beginn unserer Geschichte liegt wohl im Jahre 1998, wo Franky (Frank Schmitt) zusammen mit Trompeter und Gitarrist Christian Krause in der Stimmungskapelle „Die Heustreuer“ musizierten.
Christian übte fleißig
Gitarre um seinen Traum von der Gründung einer Rockband zu verwirklichen.
Hierfür hatte er bereits Schulkollegen und Schlagzeuger Johannes Kehl
begeistert, der wiederum ein
Trinkkollege von Daniel “Rossi“ Rossmann
war.
Rossi spielte zu diesem Zeitpunkt ziemlich brauchbar Stromgitarre und hatte schon mehr oder minder erfolgreiche Projekte gestartet, u.a. die Rockband „Top Secret“,in der auch Sängerin und Schulfreundin Nici (Nicole Dippold) trällerte.
Gleichzeitig spielten die
beiden zusammen mit
Wolfgang Rossmann Senior am Keyboard und
Christian “Zinnus“ Zinn
am Schlagzeug in
der Tanzkapelle „RossCo“.
Abstecher
in die Rock-Szene
Als die Rock-Cover-Band „Sunfire“ ins Leben gerufen
wurde und im Juni 1998 ihren ersten Auftritt in Heustreu hatte, standen
Christian Krause an der Gitarre, Frank Schmitt am Mikro
& Keyboard. Als Kampfsänger wurde Christian Zinn
in die Band integriert. Nach mehreren Kleinauftritten und wechselnden Musikern
besetzte schließlich 1999 Daniel Rossmann den Platz an der Rhythmus-Gitarre
und stieg beinahe gleichzeitig bei den „Heustreuern“ mit ein.
Hier teilten sich fortan Franky & Rossi den rechten, vorderen Flügel
der Bühne, und dies sollte die nächsten Jahre so bleiben…
Bierzelt-Luft
Unbedingt erwähnt werden muss an dieser Stelle eine weitere Kapelle,
die schon seit vielen Jahren ihr Unwesen in den Bierzelten der Rhön
trieb und auch überregional unterwegs war – die legendären
„Rhön-Biedls“. Genau genommen „Klaus
und seine Rhön-Biedls“, denn Klaus war Klarinettist, Sänger,
Sprachrohr, Chef, Manager, Roadie, LKW-Fahrer…später sogar Keyboarder
(Sampler-Bediener). Klaus hatte die besondere Gabe sich mit seinen Musik-Kollegen
über kurz oder lang zu verstreiten und hatte deshalb öfter Bedarf
an neuen Instrumentalisten. Als er auf der Suche nach einem Schlagzeuger
war, kreuzten sich die Wege und Zinnus besetzte den Platz an der Schießbude.
Kurz darauf warf der Gitarrist der „Rhön-biedls“ das Handtuch
und Zinnus brachte kurzerhand Rossi mit ins Spiel, der zum damaligen Zeitpunkt
eine Polka nicht von einem Walzer unterscheiden konnte, woraufhin er von
Heinz Groha in die Geheimnisse der akustischen Gitarren-Begleitung eingeweiht
wurde. Wie´s der Teufel wollte schied aufgrund finanzieller Meinungsverschiedenheiten
mit dem Bandleader auch der Akkordeonist kurzfristig aus der Kapelle aus.
Um den Bedarf an den Tasten zu decken lag es nahe Franky in die Band zu
holen, der unter der Bedingung einwilligte, dass er bei Terminen der „Heustreuer“
nicht zur Verfügung stand – zukünftige Reibereien waren
somit vorprogrammiert.
Zu guter Letzt sprang auch noch Christian Krause auf den Biedls-Zug und
man absolvierte eine Reihe mehr oder minder lukrative Auftritte zwischen
Schönderling und Schleswig-Holstein.
Zum ersten Mal praktizierten nun Rossi, Zinnus & Franky den Musikstil, den sie später verfolgen würden - jedoch noch unter der Knute von Klaus, der ihrer Auffassung nach den Zug der Zeit verpasst hatte. Die Unterhaltung einer Bierzelt-Gemeinde stellten sie sich anders vor und in ihren Köpfen schwirrte eine Idee – eine Idee von druckvoller Musik, mit Herz und Qualität, Publikumsnähe & Heimatverbundenheit, Anti-Kommerz ... und sie beschlossen es in naher Zukunft Allen zu zeigen, „wo der Hammer hängt“.
Kreativtrinken
& Konzeptentwicklung
Nach und nach wurden die Planungen konkreter und aus dem Ideegeflecht entwickelte
sich allmählich ein roter Faden, der sich durch das neue Konzept zog.
Dieses galt es nun zu Papier zu bringen. Zum einen um das zukünftige
Programm zu kreieren und zum anderen um potenzielle Sponsoren ins Boot zu
holen (dachten wir zumindest…)
Also trafen sich Franky und Zinnus an einem verregneten Herbstabend und
machten sich in der Zinn´schen Küche an die Niederschrift. Dies
war allerdings erst nach Lockerung der Gehirnwindungen durch etliche Karmeliter-Hefeweizen
und diverse Schnapsbrände möglich.
Nach mehreren Stunden war die Kiste schließlich geleert war und das
Urkonzept lag in gerade noch leserlicher Schrift vor.
Die leitenden Gedanken, auf welche das Konzept baut und aus denen „Rhöner Bluat“ entstanden ist, sind Hingabe und Spaß an der Musik und ein Bewusstsein für die Herkunft.
Auf eine eigene, vielleicht
oft ungewöhnliche Art, möchten wir die Eigenheit des Rhöner
Menschenschlags aufzeigen und Sprache, Kultur und Musik einem breiten Publikum
zugänglich machen. Mit einer Mischung, die von altem Rhöner Liedgut
(teilweise neu aufbereitet) über fränkisch-bayrische Kabarett-Einlagen
und einen Rundumschlag quer durch die Musikgeschichte, soll „Rhöner
Bluat“-Publikum jeden Alters ansprechen und
es vom ersten Moment an bei der Seele packen.
Dabei setzen wir sowohl auf Top-Aktuelles sowie Altbewährtes, aber
vor allem auf „Kultiges“ - jedoch wiederum Nicht-Alltägliches.
Bei der Umsetzung unseres Konzepts greifen wir keinesfalls auf ausgelaugte
Bierzelt-Standards zurück! Übliche Schlachtrufe, die das Publikum
zum Mitmachen nötigen, überlassen wir denen, die den Mut zu Neuem
nicht aufbringen wollen oder können.
Um unserer Ideen kurios und gleichzeitig fundiert musikalisch umzusetzen,
fehlten nun „nur“ noch versierte, einheimische Instrumentalisten
& Charaktere…
Personalsuche
& Rekrutierungen
Bis zur Geburtsstunde diese Idee sollten noch einige Monate ins Land ziehen.
Mittlerweile hatte Franky sich bei „Sunfire“ und der
Rockmusik-Szene verabschiedet und verfolgte weiter die Bierzelt-Linie. Der
absehbare Bruch mit Klaus von den „Rhön-Biedls“
folgte kurz darauf und Rossi und Zinnus war klar, dass sie bald folgen würden.
Nach Abschluss des Kapitels „Rhön-Biedls“ verfolgten die drei weiter ihre Idee und machten sich auf die Suche nach Gleichgesinnten. Krause war sofort als Trompeter mit an Bord, praktizierte aber weiterhin bei den „Rhön-Biedls“ fragwürdige Unterhaltungsmusik in wechselnden Besetzungen. Gleichzeitig schnitzte er an seiner Rockband „Sunfire“, der Rossi und Zinnus nach einigen Monaten schließlich auch den Rücken kehrten.
Mittlerweile hatte Zinnus einen Bassisten kennen gelernt, der schon einige Musikjahre bei verschiedenen Kapellen auf dem Buckel hatte und zu dieser Zeit bei den „Herbstädter Musikanten“ aktiv war. Ralf Mohr(etti) passte musikalisch und charismatisch ideal ins Bild der Band und war bereit für neue Projekte. Mit ihm zusammen begannen Franky, Rossi und Zinnus mit dem Proben für eine Kleinbesetzung mit der man künftig kleinere Tanz-veranstaltungen in der Region bestreiten wollte und um das anzupreisen, was da noch kommen mag... Man nannte sich kurzerhand „Die Rhüa-Rammler“
Auf der Suche nach weiteren Gleichgesinnten sprach Zinnus einen alten Realschulkollegen an, dem man als Kind eine Klarinette gekauft hatte und der zu Realschulzeiten schon verlauten lies, dass er irgendwann eine Stimmungskapelle gründen wolle – und seine Stunde war nah.
Thomas
Rockenzahn (Roggezoh) war
gewohnheitsgemäß zunächst etwas skeptisch,
jedoch innerlich bereits Feuer & Flamme. Mit
ihm hatte man einen Allrounder gewonnen,
der nicht nur seine Klarinette und Saxophon
beherrschte, sondern nebenbei noch einen
absolut dienlichen Schlagzeuger abgab. Doch
vor allem am Gesang sollte er für die Band noch
unersetzlich werden...
Die
Keyboard-Frage / die I.
Mit Thomas am Holz und Christian und Franky am Blech war unser Bläsersatz
nun komplett. Die Rhythmusgruppe hatte sich durch die „Rhüa-Rammler“
- Proben und Auftritte bereits gut formiert und war selbst bei exzessiven
Trinkgelagen auf der Bühne nicht mehr aus der Bahn zu werfen. Wer lediglich
noch fehlte war der Lückenfüller an den Tasten und man begab sich
auf die Suche nach einem Keyboarder – am Besten mit geeignetem Equipment
und Bühnenerfahrung. Dieser war schnell ausgemacht und Christian “Seifi“
Seifert (bekannt aus vielerlei Projekten) wurde rekrutiert, räumte
aber augrund beruflicher Umorientierung Bedenken ein. Die weitere Suche
nach dieser seltenen Spezies von Musiker sollte der Band noch Kopfzerbrechen
bereiten...
Das Treffen
So kam es Anfang des Jahres 1999 schließlich zu einem denkwürdigen
Treffen, an dem sich diese glorreichen Sieben im Gasthof „Zur Post“
(„Beim Zapf“) in Heustreu zusammenfanden, um eine Musikgruppe
ins Leben zu rufen, die in sämtliche Bierzelte und Hallen der Rhön
Einzug halten würde...
Leider erklärte unser Wunsch-Keyboarder „Seifi“ an diesem
Abend gleich wieder seinen Rücktritt, da er zukünftig nicht mehr
in der Region beruflich tätig und wohnhaft sein werde. Die übrigen
Bandmitglieder nahmen seine Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis
(Zitat Mohretti: „Du wirst es noch bereuen, dass Du nicht bei uns
eingestiegen bist!“).
Die
Herbergssuche
Die Keyboarder-Frage war somit wieder offen, genauso wie die Frage nach
einem geeigneten Proberaum. Spontan wurde Wirt und Musikfreund Wolfgang
Hahn (Zapf) angesprochen und konnte nach gutem Zureden und mehreren Asbach-Cola
schließlich überredet werden, uns einmal wöchentlich seinen
Tanzsaal zur Verfügung zu stellen. Es war allerdings absehbar, dass
dies aufgrund von Feierlichkeiten im Saal (Leichenschmaus, Hochzeit etc.)
keine Dauerlösung sein konnte. Nichts desto trotz begann man umgehend
mit dem Proben. Die nötige Beschallungsanlage hierzu befand sich bereits
im Fundus der „Rhüa-Rammler“ und musste vor und
nach jeder Probe auf- und abgebaut werden.
Nach wenigen Wochen zog man um in den Kellerraum einer Druckerei in Bad
Neustadt, den man zusammen mit der Gruppe „Sunfire“
angemietet hatte. Jedoch waren die Auffassung von Vermieter und Musikern
bzgl. Lautstärke, Nutzungszeiten, Sauberkeit und Rauchverbot nicht
die gleichen und man trat nach kurzem Gastspiel wieder den Auszug an.
Man orientierte sich weiter in der zentralen Umgebung und kurz darauf war
schließlich der geeignete Proberaum gefunden in dem man sich nach
Belieben ausbreiten konnte. Der Luftschutz-Bunker im Keller der Rudi-Erhard-Halle
in Burglauer dient uns seitdem als Musikschmiede, Lagerraum für Equipment
und Müllhalde für Schlagzeug-Zubehör.
Die
Keyboard-Frage / die II.
Während dieser Zeit dauerte die akribische Suche nach einem Keyboarder
weiter an.
Man war sogar schon so verzweifelt, dass man im „Mürschter Musikhaus“
einen Aushang machte und in der Zeitung inserierte, woraufhin sich sogar
jemand (der Name ist uns entfallen) meldete, der schließlich bei uns
vorspielte. Der gelernte Landwirt schien nicht unbegabt, zog jedoch nach
Musterung bestimmter Bandmitglieder und dem geplanten Konzept gleich wieder
den Schwanz ein.
Mittlerweile war das Probegeschäft in vollem Gange und die Zeit drängte,
denn die 2 ersten Auftritte standen im September 1999 ins Haus. Mit vereinten
Kräften wurde Karsten Mölter („Koste“) breitgeschlagen
– ein exzellenter Akkordeonist und Keyboarder mit etlichen Jahren
Bühnenerfahrung. Neben anderen Bands praktizierte er seinerzeit zusammen
mit Thomas Rockenzahn bei der Oberkrainer-Besetzung „Rhön-Foen“
und hatte ursprünglich nicht vor bei einer weiteren Gruppe einzusteigen.
Doch Zinns Überredungskünste hatten Erfolg und wir einen Tastenmann
– zumindest fürs Erste. (Fortsetzung folgt)
Trompeter
gesucht!
Kaum war das eine Problem gelöst, bahnte sich bereits das nächste
an. Trompeter Christian Krause kündigte seinen Ausstieg an, da er beschlossen
hatte seine Karriere in der „viel versprechenden“ Rockszene
zu starten. In Sachen Auftritten und Probe hatte „Sunfire“
für ihn absolute Priorität, was mit den Zukunftsplänen von
„Rhöner
Bluat“ schwer oder kaum vereinbar gewesen wäre.
Daraufhin beschloss man Christian ziehen zu lassen, der sich allerdings bereit erklärte, sich um angemessenen Ersatz zu bemühen. Kurz darauf präsentierte er uns die Adresse von einem Trompeter aus Garitz, der im Bereich Bad Kissingen als Koryphäe an seinem Instrument galt und in Besetzungen aller Art als Aushilfe fungierte.
Frank „Brezl“ Brixel, der zusammen mit Frank Schmitt die Realschulzeit teilte, wurde zur Probe geladen und gab nach einwöchiger Bedenkzeit sein Jawort und übernahm sogleich die Notierung des Bläsersatzes. Das wir mit ihm einen wahren Virtuosen an Bord hatten wurde uns erst später bewusst.
Namensfindung
und Logo
Dass das Wort „Rhön“ im Bandnamen enthalten sein musste,
stand von Anfang an fest. Nur was noch...? Bei jeder Probe wurde diskutiert
und mit Ausdrücken jongliert, ja sogar ein Brainstorming mit dem Künstler
Gerald Kriedner in dessen Kellerbar durchgeführt, der uns
auch die Distel für unser Logo entwarf. Doch die Namenssuche blieb
zunächst ergebnislos. Wer schließlich bei einer Probe das Schlagwort
„Rhöner
Bluat“ in die Runde warf, kann nicht mehr genau
nachvollzogen werden. Nach anfänglicher Skepsis einiger Bandmitglieder
beschloss man schließlich bei dem Namen zu bleiben und es zeigte sich,
dass dieser Name genau das widerspiegelte, was wir zum Ausdruck bringen
wollten.
Unser Plakat, an dem sich seit Bandgründung nichts verändert hat,
zeigt unter einem Rhöner Gewitterhimmel die drei Kreuzen des Kreuzbergs,
dessen Silhouette vom Blitzlicht erhellt wird. Frontal der eigenwilligen
Schriftzug „Rhöner
Bluat“, der durch das Wahrzeichen der Rhön,
die Silberdistel, unterbrochen wird. Darunter der Slogan und gleichzeitig
das Motto unseres Programms: Urgewaltig Aufg´spielt…!
Frauengeschichten
Entgegen der Projektplanung wurden allmählich Rufe nach einer weiblichen
Stimme laut. Obwohl man sich vorgenommen hatte, die Kapelle von femininen
Einflüssen und Launen zu bewahren, beschloss man beim ersten Auftritt
eine Sängerin zu präsentieren. Diese Entscheidung erwies sich
im Nachhinein als absolute Bereicherung für Auge und Programm. Allerdings
erst bei Sängerin Nr.3...
Sängerin Nr.1 hieß Ottilia, war gebürtige Kubanerin und
probte ganze zwei Mal mit uns. Zweifellos war Ottilia sängerisch und
choreographisch begabt, doch fehlte die Bühnen-erfahrung.
Auf eine Zeitungsanzeige meldete sich Sängerin Nr.2 (der Name ist uns
entfallen). Dies Geschöpf war mit einer annehmbaren Stimme aber auch
mit zickig-weiblicher Eitelkeit behaftet und passte mit ihrer egozentrischen
Art nicht so recht ins Bild der Band vom Lande – was sich gleich beim
ersten Auftritt bestätigte...
Die
Entjungferung
... nicht die der Sängerin (Gott bewahre!) sondern der 1. Öffentliche
Auftritt von
„Rhöner Bluat“ war gekommen. Es war
ein lauer Herbstabend am Ziegelhof (bei Wildflecken), wo ein Reitturnier
mit anschließendem „Reiterball“ für rund 200 Reiter
aus ganz Deutschland stattfand. Hinzu gesellte sich einheimisches Durchlauf-Publikum
und füllte das kleine 500-Mann-Zelt der Insider-Veranstaltung und wir
gaben unser erstes Gastspiel, was vom Publikum begeistert aufgenommen wurde.
Weniger begeistert war unsere Sängerin (Nr.2), die mit der Ausdrucks-
und Verfahrensweise auf der Bühne nicht ganz klar kam. Postwendend
erhielten wir ein paar Tage darauf ihre Kündigung – zum Glück.
Die Nici
Trotz optischer und charakterlicher Negativerfahrung hatten wir uns an die
weibliche Präsenz auf der Bühne gewöhnt und waren fest entschlossen
eine andere Sängerin zu für unsere Band zu gewinnen. Und es bewährte
sich das alte Sprichwort: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das
Gute liegt so nah?“
Rossi sprach kurzerhand Schulfreundin und
Musikkollegin Nicole “Nici“ Dippold
(damals noch Then), die auch nach einigem
Zögern zusagte und das Probepensum ohne
Anstrengung aufholte. Im Gegensatz zu ihrer
Vorgängerin wusste sie, auf was sie sich einlässt
– zumindest was die Bandmitglieder angeht –
dass sie jedoch in einer Bierzelt-Kapelle Furore
machen würde, hätte sie sich damals wohl nicht träumen lassen.
Die
liebe Technik
Beim zweiten Auftritt - eine Betriebs-Weihnachtsfeier in Schweinfurt –
machten wir das erste Mal Erfahrung mit den Tücken des PA-Verleihs.
Da unsere Anlage für Veranstaltungen in dieser Größe nicht
ausreichend war, mieteten wir Material bei einem „professionellen“
Verleiher an, der uns prompt am Tag des Auftritts versetzte. Die Lage war
katastrophal jedoch nicht aussichtslos. Zu „Rhön-Biedls"-Zeiten
hatte man schließlich Kontakte geknüpft, die man sich jetzt
zu Nutze machte. Roland Christ („Schloti“), Inhaber des hiesigen
PA-Verleihs „Licht&Ton“ wurde telefonisch aktiviert und
rettete uns aus der verzweifelten Situation. Schloti und die legendäre
„Licht&Ton“-Crew sollte die nächsten Jahre unser ständiger
Begleiter durch die Zelte und Hallen der Rhön sein.
Die
Keyboard-Frage / die III.
Im Oktober absolvierten wir noch einen Doppelauftritt auf dem Oktoberfest
in Düsseldorf und trugen unser Konzept und die fränkische Kultur
zum ersten Mal über die Grenzen der Rhön hinaus.
Wer nun dachte, der Laden sei komplett, sollte sich täuschen...Gewisse
Anlaufschwierigkeiten und anfänglicher Kuddelmuddel sorgten bald für
Diskussionsstoff unter den Bandmit-gliedern. Nach einiger solcher Diskussionen
zeichnete sich ab, dass unser Keyboarder „Koste“ sich mit der
Gangart und gewissen Handhabungen nicht identifizieren konnte, woraufhin
er die Band zu unserem Bedauern wieder verließ.
Da klemmte sich Zinnus erneut ans Telefon und klapperte sämtliche Kontakte
ab, bis er schließlich in einer regionalen Tanzband fündig wurde.
Heiko G., gebürtig aus Bad Neustadt, spielte
zu dieser Zeit in der Tanzband „Mandy“ und war wahrlich
ein abgebrühter Hund an den Tasten. Spielerisch war er mit Sicherheit
zu allem fähig, jedoch war er auch studierter Wirtschaftler mit Drang
zum Minimalismus. Dennoch ließ er sich zu einem Treffen überreden
und konnte schließlich dauerhaft für unser Projekt gewonnen werden.
(Puh... Na endlich!)
Auf
Termin- und Sponsorenfang
„Nicht kleckern sondern klotzen!“, so unser Vorsatz von Anfang
an. Dieser Vorsatz erforderte allerdings ein gewisses Startkapital, über
das wir weder verfügten, noch wollte jemand einer unbekannten Musikgruppe
zur Verfügung stellen. Trotzdem mussten Plakate, Folder, Bühnenbanner
usw. her.
Durch Zufall gerieten wir mit unserem Finanzproblem an einen alten Bekannten
und Musikfreund, der ungenannt bleiben möchte, aber dem wir sicherlich
unseren halbwegs professionellen Einstieg zu einem großen Teil zu
verdanken haben. Mit seiner Unterstützung konnte ein Logo entworfen
und die Drucksachen in Auftrag gegeben werden. Jetzt konnte es losgehen!
Für die erste Saison hatten wir uns viel vorgenommen und durch Connections
und Über-zeugungskraft drei handfeste Auftritte an Land gezogen. Diese
waren auf absolut namhaften, alteingesessenen Festen und sollten uns eine
große Publikumsbreite bescheren.
Auftritt
1: Der Einstieg
Die Feuertaufe erlebte Rhöner
Bluat im April 2000 beim legendären „Hollschter
Bierfrühling“. Es war ein Sonntagabend und das Zelt war wider
Erwarten prall gefüllt mit Neugierigen, die die in der Presse angepriesene
„Neue Kult-Band der Rhön“ erleben wollten.
Unbeeindruckt von Menschenmenge und Feststatus zogen wir unser Programm
auf und landeten einen Volltreffer ins Herz des Publikums. Gleichzeitig
hatten wir uns im Landkreis Rhön-Grabfeld einen Namen gemacht, der
schlagartig in aller Munde war.
Auftritt
2: Das Heimspiel
Im Mai stand Steinach auf dem Tourplan. Der Stänicher Franky hatte
den stets gut besuchten Pfingstsamstag gesichert und wir durften vor prall
gefülltem Bierzelt gastieren, welches wir vom ersten Moment an in Wallung
versetzten und sicherstellten – „Was die Profis könne,
könne mir aa!“
Auftritt 3: Der Durchbruch
Nachdem wir die Prüfung im Bierzelt mit Bravour bestanden hatten und
die nördliche Region mit dem einzigartigem "Rhöner
Bluat"-Virus infiziert hatten, stachen wir nun
ins Zentrum des Landkreises Bad Kissingen. Auf der Hauptbühne des Rakoczy-Fests
spielten wir am Sonntag- abend auf dem Kissinger Marktplatz, der nach kurzer
Zeit aus allen Nähten platzte. In den Gängen ging nichts vor und
nichts zurück und Publikum jeden Alters feierte mit uns eine Sommernachtsparty,
wie sie Kissingen noch nicht erlebt hatte. Nun war der „Süden“
in unserer Hand!
Von Management und Telefonterror
Es war uns also gelungen innerhalb von 3 Auftritten die Rhön
zu begeistern und
den Namen „Rhöner
Bluat“zu einem Aushängeschild für
die Region zu machen, mit dem sich Publikum jeden Alters identifizierte.
Postwendend hagelte es Terminanfragen und die Betreuung der Veranstalter
nahm schlagartig zeitintensive Ausmaße an. Ein neunter Mann musste
her! Ein Mann für Papierkram, Telefonarbeit, Terminkoordination, etc.,
etc.
Die Lösung lag Nahe – eigentlich direkt vor unserem Proberaum
im „Cafe Höhbergblick“.
Dort verbrachte Junggeselle und Schöngeist Johannes
„Henning“ Then seinen wohl-
verdienten Feierabend nach mühevollem Postdienst und Sportplatzpflege.
Nach einem
Ständele zu seinem 30. Geburtstag konnte er quasi nicht mehr „nein“
sagen und wurde zu
unserem Manager erkoren.
„Rhöner
Bluat“ lädt zum
Tanz
Ende des Jahres 2000 beschlossen wir unsere Einstiegssaison mit einem Kracher
zu beenden und setzten am letzten Dezembersamstag ein Jahresabschlusskonzert
an – und der Andrang und die Sympathie, die man unserer Gruppe entgegenbrachte,
waren enorm.
So kam es, dass der Burgläuerer Heimatcenter bereits um 20 Uhr prall
gefüllt war und ein Großteil der Leute, in der Schlange vor dem
Eingang, nicht mehr hinein gelassen werden konnte. In dieser Nacht feuerten
wir ein vorzeitiges Silvesterfeuerwerk ab und feierten mit dem Publikum
bis in die Morgenstunden.
Der Einstieg war gemacht und in den folgenden Jahren hielt „Rhöner Bluat“ unter dubiosen Tournamen Einzug in die Festzelte und Hallen der Region:
2001 „Rhöner-Bluat“ –
Tour
2002 „Kraut & Ruabe“ – Tour
2003 „Buchonia-Tour“ – Tour
2004 „Haand-de-Daan“ – Tour
2005 „Mit Sang und Klang durchs Frankenland“
2006 „Käidewäl“ – Tour
2007 „Inwendich nei“ – Tour
Helfende,
ungewaschene Hände
Nach der ersten Saison waren wir bereits der Ansicht, dass wir uns das Bühnenleben
dahingehend erleichtern sollten, indem wir einen Auf- und Abbauhelfer einstellen.
Ohne dass wir uns groß auf die Suche begaben, lief uns bei einem „Rhüa-Rammler“-Auftritt
ein kräftiger Jüngling burgläu'rer Blutes zu, der nach einer
Heimfahrgelegenheit suchte. Diese bekam Achim Mann auch - unter
der Bedingung, unsere Anlage mit abzubauen, zu verladen und im Proberaum
einzulagern. Dabei überzeugte er uns auf Anhieb und war von da an unser
persönlicher Roadie und Trinkbegleiter.
Ein paar Jahre später gönnten wir es uns noch, dem Achim einen
Gefährten an seine Seite zusetzen, Tobi aus Wegfurt.
Opa
geht! Opa kommt!
Fünf Jahre lang blieb die Ur-Besetzung bestehen, bis sich im Frühjahr
2005 die Wege von "Rhöner
Bluat" und Gründungsmitglied Ralf Mohr“etti“
trennten. Der Bass-Experte konnte sich mit der „Bierzeltmusik“
nicht mehr verwirklichen bzw. damit identifizieren und beschloss sich musikalisch
neu zu orientieren.
Daraufhin beschloss man den Steinacher Uto Schmitt ins
„Rhöner
Bluat“-Boot zu holen, der als altgedienter Rock-Basser
jedoch noch auf Volksmusik umgepolt werden musste. In den Monaten November`04
- April`05 vermittelten wir Uto u.a. was es mit dem Wechselbass
auf sich hat und wie man einen Boarischen zum „Schieben“ bringt.
Doch lernte er schnell sich auf dem neuen Territorium zu bewegen und über
dessen tiefe Töne zu herrschen.
Wenn auch manchmal noch die Untugenden der Rock-Vergangenheit durchblitzen,
so ist er mittlerweile ein solider Fels in der Bierzelt-Brandung.
Schlechtrasierte
Sound- und „Raachmacher“
Im Laufe der Zeit galt es nicht nur das Programm immer wieder aufzufrischen,
sondern auch Sound & Licht zu verbessern, was unweigerlich zur Trennung
von der Firma „Licht & Ton“ führte.
Zuvor hatten wir uns, auf Empfehlung eines Musikkollegen, einen eigenen
Tonmischer engagiert. Dabei verschlechterten wir uns zwar optisch (was wahrlich
nicht leicht war), der Gesamtsound und die Sprachverständlichkeit verbesserten
sich unter der Regie von Harri Tröger jedoch deutlich.
Der gebürtige Oberfranke (Münchberg!) holte noch einen zweiten
Mann mit ins Boot, mit dem er sich die Gigs aufteilte: Volker “Kuschel“
Kiesel, der durch sein Äußeres das Erscheinungsbild des
Gruselkabinetts am Mischpult auch nicht aufwerten konnte.
Die
Keyboard-Frage / die IV. („The-Never-Ending-Story“)
Man möchte es kaum glauben, dass die elende Spezies der Tasten-Heinis
uns abermals Kopfzerbrechen bereiten würde, doch Ende des Jahres 2005
war es wieder mal soweit...
Unser old-schooler Heiko hatte nach abgeschlossenem Studium beruflich Fuß
gefasst – allerdings nicht im näheren Umkreis unseres Wirkungsgebiets.
Deshalb war es verständlich, dass er nicht bei jeder Musikprobe anwesend
sein konnte. Man arrangierte sich ein Jahr lang mit verschachtelten Proben
und Hau-Ruck-Programmen, doch es zeichnete sich ab, dass man mit diesem
System nicht vorwärts kommen würde – und die neue Saison
nahte…
Im Februar beschloss man Heiko nahe zu legen, den Dienst bei "Rhöner
Bluat" zu quittieren. Die Trennung erfolgte daraufhin
in beidseitigem Einvernehmen und mit einem weinenden Auge im Rückblick
auf sechs erfolgreiche und freundschaftliche Musikjahre.
Heiko „Die Hüfte“ G. verließ
die Band im März 2006 und versprach in Notfällen bei uns einzuspringen
– was wir ihm hoch anrechnen!
Der „Baddl“
Wir befanden uns also wieder mal auf Personalsuche, wobei sämtliche
alte Adressen abgeklappert und allerlei Tipps und Empfehlungen nachgegangen
wurde. Über telefonische Umwege, quer durch Franken, landete Headhunter
Zinnus schließlich wieder fast am Ausgangspunkt – nämlich
in Mürscht (Münnerstadt). Direkt hinter der ehrwürdigen Stadtmauer
hatte sich ein Dorfschulmeisterlein aus dem Spessart eingenistet, der als
Ausgleich zum Grundschulalltag heimlich bei Undergroundbands an den Tasten
abrockte... Schnellfinger und Hobby-Fußballer Markus
Barthel - für uns kurz
„der Baddl“.
Nach überzeugendem Probe-Gastspiel und beidseitigem Kennenlernen gab
Markus seine Zusage und wir dem Lehrer erstmal tüchtig Hausaufgaben.Bei
den folgenden, ausgiebigen Proben erwies sich unser neuer Mann als flexibler
Zeitgenosse und wahrer Sound-Fetischist. Nach Einführung in die Geheimnisse
der Volksmusik fand der Wochenend-Rocker - nach anfänglicher Skepsis
– allmählich Gefallen an unserem Konzept und den „Band-Gepflogenheiten“...
Mit etwas gemischten Gefühlen bestritt
er im März 2006 tapfer sein Debüt in Sandberg und ist seitdem
eine feste Größe in der hinteren Reihe – wobei er auch
mal gern den Frontgesang übernimmt und dabei mit akrobatische Turnfiguren
begeistert.
Feldzüge
In 8 Musikjahren blickte "Rhöner
Bluat" auch öfters über den Tellerrand,
sprich über die Grenzen der Rhön hinaus. Strategisch arbeitete
man sich Stück für Stück in Richtung Main und von da aus
nach links und rechts vor (ohne diversen Künstleragenturen zum Opfer
zu fallen).
Auch bei den Nachbarn in Hessen und Thüringen haben die 8 Rhöner
im Jahr 2004 die Missionarsarbeit aufgenommen und setzen dort ihre eigenwilligen
Akzente in der hiesigen Festszene. Demzufolge ist die Band aus den „Fränkischen
Highlands“ mittlerweile überregional bekannt und berüchtigt
für stimmungsgeladene Festabende und derb-fränkische Unterhaltung.
In fernere Regionen wie Rheinland oder ins Bergische begeben sich die Rhöner
zwar selten, aber immer wieder gerne und leisten dort erfolgreich ihren
Beitrag zur Völkerverständigung. Dabei gelang es ihnen stets bleibende
Eindrücke sowie eine persönliche Duftnote ihrer fränkischen
Heimat zu hinterlassen.
FAZIT
„Rhöner Bluat“
hat im Laufe der Jahre eine große Anzahl an Fans gewonnen und vielleicht
sogar bei vielen eine neue Identität zur Rhön und ihrer Musik
hervorgerufen... wir als Musikanten haben dies auf jeden Fall für
uns so empfunden.
Das nicht jeder uns, oder unsere Musik mag, ist selbstverständlich
und so können wir auch stolz auf eine Reihe Kritiker blicken, die
unser Schaffen und Wirken seit Jahren aufmerksam verfolgen und mehr oder
minder kompetent beurteilen.
Wie auch immer... "Rhöner
Bluat" ist auch nach Jahren noch Gesprächsthema
und Publikumsmagnet und kann eines mit Stolz behaupten: Entgegen dem allgemeinen
Ausspruch „Der Prophet sei im eigenen Land nichts wert“, gelang
es den 8 Musikanten die Gunst des einheimischen Publikums zu gewinnen
und sich in der lokalen Festszene zu etablieren und zu halten. Gut besuchte
Veranstaltungen und volle Festzelte zeigen, dass die Gruppe "Rhöner
Bluat" nach wie vor bei Publikum jeden Alters
gern gesehen und gehört ist.
Aus eigener Sicht der Musikanten ist dies darauf zurückzuführen,
dass sich "Rhöner
Bluat" seine Bodenständigkeit und Heimatverbundenheit
bewahrt hat und sie sich selbst, ihrem Stil und ihrem Publikum treu geblieben
sind - und so wird es auch bleiben.